3.Die Be- und Verarbeitung von HPL

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3.5.2Mineralische Trägerwerkstoffe

Für die Verarbeitung von speziellen HPL-Verbundelementen gelten zunächst die Grundsätze der allgemeinen Verarbeitungsempfehlung für HPL. Wegen Besonderheiten bei der Herstellung von HPL-Verbundelementen mit mineralischen Trägerwerkstoffen und deren späterer Beanspruchung sind darüber hinaus die nachstehenden speziellen Verarbeitungshinweise zu beachten. Dies gilt insbesondere für die Vorbehandlung des HPL.

In allen Fällen ist es notwendig, dass das HPL derselben Qualität und Ausführung auf beiden Trägerseiten geklebt wird (symmetrischer Aufbau). Es empfiehlt sich außerdem, Rücksprache mit dem HPL-Hersteller zu halten.

Auch diese Trägerwerkstoffe müssen eine sauber plangeschliffene Oberfläche (Dickentoleranz ± 0,3 mm) aufweisen. Sie dürfen keine Schleifmarkierungen oder Unebenheiten haben. Wenn es nicht möglich ist, den Trägerwerkstoff mit den notwendigen Toleranzen herzustellen, müssen fugenfüllende Klebstoffe verwendet werden, um einen gleichmäßigen Verbund zwischen Trägermaterial und dem HPL und eine gute Oberflächenqualität herzustellen. Die Oberflächen einiger mineralischer Trägermaterialien müssen vor der Klebung, entsprechend den Empfehlungen der Klebstoffhersteller, vorbehandelt werden. Die Vorbehandlung verfestigt die Oberfläche und verhindert das zu starke Eindringen des Klebstoffs in das Trägermaterial.

Nicht alle mineralischen Platten sind als Trägerwerkstoffe für HPL geeignet. Bei der Beschaffung soll daher der Lieferant auf den späteren Einsatzzweck hingewiesen werden, um ein brauchbares Produkt speziell im Hinblick auf die Dickentoleranz und den Feuchtigkeitsgehalt zu erhalten. Die Querzugsfestigkeit der mineralischen Trägerwerkstoffe soll nicht weniger als 0,4 N/mm² betragen. Außerdem ist zu beachten, dass mineralische Werkstoffe eine geringere Abschälfestigkeit und eine niedrigere Querzugsfestigkeit als die meisten Holzwerkstoffträger haben, so dass Abschälungen in der obersten Schicht des Trägerwerkstoffes und auch Spannungen im Kern entstehen können.

Tabelle 6: Übersicht über mineralische Trägerwerkstoffe

TrägerwerkstoffTypische Anwendungen
VermiculiteplattenInnenausbau / Schiffsbau
Kalziumsilikatplattenöffentliche Bauten / Schiffsbau
Faserzementplattenöffentliche Bauten / Feuchträume
Zementgebundene Spanplattenöffentliche Bauten / Feuchträume
GipskartonplattenInnenausbau
GipsfaserplattenInnenausbau / öffentliche Bauten
Verdichtete MineralwolleInnenausbau

Mit einer ausreichenden Konditionierung können von vornherein Dimensionsänderungen vermieden werden, die sonst zum Verziehen des HPL-Verbundelements oder zu Spannungsrissen nach der Klebung führen würden.

Mineralische Trägerwerkstoffe unterliegen geringeren Dimensionsänderungen als Holzwerkstoffe oder HPL. Da sie Feuchtigkeit schneller aufnehmen und wieder schneller abgeben, wird eine gemeinsame Konditionierung mit HPL im gleichen Stapel keinesfalls empfohlen.
HPL muss vor der Verarbeitung paarweise oder entsprechend dem gewählten Trägermaterial bzw. Einsatzbereich konditioniert werden. Die relative Luftfeuchtigkeit soll beim Konditionieren soweit wie möglich den späteren Klimaverhältnissen entsprechen.

Diese Vorbehandlung ist bei der Verarbeitung auf mineralischen Trägerwerkstoffen wie beim Arbeiten mit Holzwerkstoffen von großer Bedeutung.

Spätere Feuchtigkeitsänderungen führen zu starken Spannungen zwischen dem HPL und dem Trägerwerkstoff, die in erhöhtem Umfang Rissbildung und Verwerfung nach sich ziehen können.

Materialteilchen und -staub, die bei der Bearbeitung anfallen, müssen sorgfältig entfernt werden, um ein Verkratzen der HPL-Oberfläche zu vermeiden.

Aufgrund der teilweise erhöhten Beanspruchung der Werkzeuge durch die mineralischen Trägerplatten sind bei der Bearbeitung geeignete Werkzeuge einzusetzen.

Nationale Umwelt- und Arbeitsschutzbedingungen für die Verarbeitung von mineralischen Materialien sind zu beachten. Diese gelten auch für Verbundelemente aus HPL mit mineralischen Trägerwerkstoffen.

Werden die HPL-Verbundelemente später dynamischen Beanspruchungen durch Verwindung oder Bewegung z. B. in Schiffen oder Fahrzeugen unterworfen, sollte beim Einbau auf ausreichende Bewegungsmöglichkeiten geachtet werden. So können z. B. Raumteiler in Schiffskabinen durch geeignete Halterungen am Fußboden und an der Decke befestigt werden. Bei der Montage mehrerer Platten nebeneinander erreicht man ein ausreichendes Spiel durch die Auswahl geeigneter Profile. Wegen der geringen Querzugsfestigkeit der mineralischen Trägerwerkstoffe sollten die Profile übergreifend sein. Sind aus optischen Gründen übergreifende Profile nicht möglich, kann mit Nut und loser Feder gearbeitet werden. Dabei sollte die Nuttiefe nicht größer sein als die halbe Plattendicke des mineralischen Trägerwerkstoffs. Schreiben Brandschutzbestimmungen eine größere Breite der Feder vor, muss die Nuttiefe so klein wie möglich gehalten werden, um ein späteres Aufspalten des Trägerwerkstoffs zu verhindern.

Wird eine hohe dynamische Belastung erwartet, müssen die Verbundelemente in geringeren Abständen rückseitig unterstützt werden. Wenn Feuchtigkeit auf die Schmalflächen der HPL-Verbundelemente einwirken kann, müssen diese vor der Montage mit wasserundurchlässigen Beschichtungen geschützt werden.

HPL-Verbundelemente mit mineralischen Trägerwerkstoffen werden meistens in Bereichen eingesetzt, für die Brandschutzvorschriften bestehen. Die Befestigungsmethoden und das Befestigungsmaterial müssen daher ebenfalls diesen Vorschriften entsprechen. Besondere Beachtung muss der Ausführung der Verbindung der einzelnen Elemente geschenkt werden. Dies gilt sowohl für die horizontale als auch für die vertikale Verbindung. Verbindungsstellen können das Brandverhalten maßgeblich beeinflussen. Vorschriften im Hinblick auf die Auswahl des Verbindungsmaterials müssen beachtet werden.

Dienen HPL-Verbundelemente als Wand- und Deckenbekleidungen, muss der Untergrund ausreichend trocken sein. HPL-Verbundelemente können in Stahlrahmen freistehend als Trennwände eingesetzt werden.

Unabhängig vom Befestigungsverfahren sollten die Befestigungsabstände in Abhängigkeit vom Trägerwerkstoff, der HPL-Verbundelementdicke und der auftretenden Belastung festgelegt werden.
Für eine Schraubenbefestigung sind die für den jeweiligen Trägerwerkstoff geeigneten Schraubentypen auszuwählen.

a Übergroßes Bohrloch | b Unterlegscheibe | c Gleitfolie

Es gibt die unterschiedlichsten Befestigungsvarianten für Verbundelemente aus HPL und mineralischen Trägerwerkstoffen untereinander sowie mit Baukörpern. Sie können in vier Kategorien eingeteilt werden:

  • nicht sichtbare Klebstoffverbindungen
  • sichtbare mechanische Verbindungen
  • Kombination aus nicht sichtbarer Klebstoffverbindung und sichtbarer mechanischer Verbindungen
  • nicht sichtbare mechanische Verbindung