3.Die Be- und Verarbeitung von HPL

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3.7.6Bekantung von HPL-Verbundelementen

Die Wahl des Kantenmaterials richtet sich nach den Anforderungen, die an Aussehen, Funktion und Gebrauchseigenschaften der fertigen Werkstückkante gestellt werden:

  • Kanten- / Schmalflächen an stark beanspruchten Arbeitsflächen (in Küchen, Kantinen, Laboren usw.)
  • Kanten an normal beanspruchten Flächen in Wohn- und gewerblichen Bereichen (z. B. Tischplatten)
  • Kanten an weniger beanspruchten Flächen in Küchen, Badezimmern und Sanitärbereichen (z. B. Abstellflächen)
  • Kanten im Feucht- / Nassbereich (z. B. Umkleidekabinen, Fensterbänke)
  • Kanten in Bereichen mit hygienischen Anforderungen (z. B. in medizinischen Einrichtungen)
  • Kanten mit rein dekorativer Funktion (z. B. Zierkanten)
  • Kanten als Abdeckungen ohne optischen/ mechanischen Anspruch (z. B. Blindkanten)

Mögliche Kantenmaterialien
Kantenmaterialien werden in unterschiedlichem Aufbau und verschiedenen Lieferformen (z. B. Platten, Streifen, Rollen) angeboten.

Duroplastische Kanten lassen sie sich nachträglich verformen. Eine herstellerseitige Ausrüstung der Kantenrückseite mit Schmelzklebstoff, Haftvermittler bzw. mit Selbstklebebeschichtung erlaubt eine Kantenverarbeitung mit einfachen Mitteln und Vorrichtungen.

HPL-Kanten sind materialgleich zur HPL-Oberfläche und können eine identische oder sinnvoll ergänzende Farb- und Strukturgebung bieten. Zur besseren Klebung werden Melaminkanten rückseitig geschliffen oder mit einer speziellen, ungeschliffenen, unbeharzten Rückseite geliefert.

Polyesterkanten werden sowohl einlagig als auch mehrlagig bis zu Dicken von etwa 1 mm hergestellt. Die Rückseiten können sowohl glatt als auch aufgeraut bzw. mit Schmelzklebstoff vorbeschichtet sein.

Einschichtkanten lassen sich, auch ohne sie zu erwärmen, um mäßig gerundete Elementeschmalflächen herumführen („Softformingverfahren“).
Dublierte Kanten bestehen aus einem imprägnierten Basispapier und einem lackierten Dekorpapier („Finish-Folie“), die mit unterschiedlichen Bindemitteln zusammengefügt werden.

Thermoplastische Kanten aus Kunststoffen wie z. B. PVC, ABS, PP, PMMA gibt es in vielfältigem Design. Diese sind bis zu 10 mm dick und können aus klebetechnischen Gründen rückseitig entsprechend vorbehandelt sein (z. B. Primerauftrag).

Vollholzkanten lassen sich als gestalterische Elemente einsetzen und können nahezu beliebig profiliert und bearbeitet werden.

Grundierkanten bestehen aus harzgetränkten Papierbahnen, sind ausgehärtet und besitzen keine Finish-Oberfläche. Sie werden üblicherweise nach der Bekantung mit einem Farb- oder Lackanstrich versehen.

Es können aber auch Aluminiumkantenbänder, Lackanstriche, Polyurethan-Gießkanten oder vorgefertigte Abdeckprofile (z. B. aus Metall) eingesetzt werden.

Kantenbearbeitung unterschiedlicher Trägermaterialien
Zur Herstellung von Verbundelementen aus HPL können unterschiedliche Trägermaterialien verwendet werden. Bei der Beschichtung der jeweiligen Schnittkanten sind nachfolgende Hinweise zu beachten.

Sehr große Bedeutung kommt der Sauberkeit und Ebenheit der Schmalfläche des Trägermaterials zu. Andernfalls muss mit unruhigen Oberflächen oder sogar Fehlklebungen gerechnet werden.

Geeignet sind alle Holzwerkstoffe, deren Schnittkanten (Schmalflächen) ausreichend fest sind.

Bei Leichtbauplatten, also Werkstückkanten von porigem Trägermaterial (z. B. Schaumplatten) muss die effektive Klebfläche einen Anteil von mindestens einem Drittel der gesamten Schmalfläche bei gleichmäßiger Verteilung der Hohlräume haben. Bei einem geringeren Anteil der Klebfläche (z. B. Wabenplatten) kann diese durch einen porenfüllenden Voranstrich, ein Ausschäumen der Hohlräume, eine Stützkante oder eine Rahmenkonstruktion erzielt werden.

Bei mineralischen und metallischen Trägermaterialien kann aufgrund der großen Materialvielfalt keine allgemein gültige Aussage hinsichtlich der Kantenklebung gemacht werden. Bei metallischen Trägermaterialien erfolgt in der Regel keine Kantenbeschichtung. In jedem Fall empfiehlt sich Rücksprache mit dem Hersteller des jeweiligen Trägermaterials zu halten.

Tabelle 10: Eignung der Klebstofftypen für die Klebung von Kantenmaterialien

 Dispersionsklebstoffe (1)Kondensationsharz- KlebstoffeLösemittelklebstoffeReaktionsklebstoffeSchmelzklebstoffe (2)
HPL-Kanten:
aus Platten nach EN 438*****(3)
Melaminkanten, mehrschichtig:
beidseitig Melamin, Rückseite geschliffen*****
einseitig Melamin, Rückseite ungeschliffen***
Polyesterkanten, mehrschichtig:
mit glatter Rückseite**
mit aufgerauter Rückseite**** 
mehrschichtig mit vorbehandelter Rückseite*****
Einschichtkanten (aus Harnstoff/Acryl-Harz):
mit glatter Rückseite ****
mit aufgerauter Rückseite*****
Dublierte und Grundierkanten:
aus Melamin-, Polyester-, AcrylharzSiehe oben aufgeführte Kantentypen
Thermoplastische Kanten:
aus PVC, ABS, PP, PMMA****
Massivholzkanten:*****
(1) Für das Kaltleimaktivier-Verfahren mit Vorbeschichtung
(2) Bei Polyamid-Schmelzklebstoffen wird ein Voranstrich mit einem Spezialhaftvermittler empfohlen
(3) Eventuell Vorbeschichtung mit Haftvermittler

Kantenabdichtung
Die Kantenausführung hat bei HPL-Verbundelementen, neben der dekorativen Funktion, vor allem die Aufgabe, das Trägermaterial gegen Feuchtigkeit zu schützen. Aus diesem Grund muss der Kantenschutz unbedingt allseitig am Werkstück angebracht werden. Die folgende Aufstellung gibt eine Auswahl von Möglichkeiten für einen Kantenschutz („K“) und für besondere Konstruktionen („KK“) wieder:

Kantenschutz „K“

  • HPL-Kanten
  • Polyester-Kanten
  • ABS-Kanten
  • PVC-Kanten
  • PP-Kanten
  • Melamin-Kanten

Kantenschutz „KK“

  • Spezielle Lacksysteme zur Versiegelung
  • Hartholzeinleimer (5 mm), versiegelt
  • Kunststoffeinleimer (z. B. aus HPL-Compact)
  • Gießharze
  • Dichtungsmassen

Auch die unter „K“ aufgeführten Kantenmaterialien können als Kantenschutz „KK“ eingesetzt werden, wenn die Kanten des Trägermaterials (z. B. der Spanplatte) vorher versiegelt wurden und die Versiegelung eine Klebung der Kanten zulässt. Es empfiehlt sich Rückfrage bei den Herstellern der angegebenen Materialien, ob diese für den jeweils vorgesehenen Einsatzzweck geeignet sind.