Anhang
Die Normenreihe EN 438 gilt für dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL), die nach den darin festgelegten Anforderungen hergestellt werden. Produktionstechnisch sind dies hauptsächlich der Druck (≥ 5 MPa) und die Temperatur (≥ 120 °C) mit denen bei ca. 30 vorgegebenen Eigenschaften Mindestwerte erreicht werden müssen. Die Eigenschaften können nur erreicht werden, wenn Rohstoffe wie Papier und Harze qualitativ hochwertig sind.
EN 438-1: Einleitung und allgemeine Informationen
Dieser Teil gibt allgemeine Information zu HPL wie Mindestanforderungen an die Herstellung von HPL, zu ihrem Aufbau, Anwendungsmöglichkeiten, Hygiene, Sicherheit und Produktklassifizierungssystemen.
EN 438-2: Bestimmung der Eigenschaften
In diesem Teil werden die Prüfverfahren für die Klassifizierung und Spezifizierung von HPL festgelegt. Es gelten nicht alle darin aufgeführten 34 Prüfverfahren für alle Typen von HPL. Zum Beispiel bei HPL für Fussböden werden an die Abriebfestigkeit andere Anforderungen verlangt, wie für die anderen HPL-Typen oder die Prüfung der Nachformbarkeit ist nur für Postforming HPL relevant. Bei den meisten Prüfverfahren werden die Resultate in 5 Stufen eingeteilt: Grad 1 bis Grad 5, wobei Grad 5 den qualitativ besten Wert darstellt. Meist wird als Mindestergebnis Grad 4 verlangt. Je nach HPL-Typ und Prüfverfahren kann auch Grad 3 genügen. Einige der Prüfverfahren beruhen auf subjektiven Einschätzungen, die im Zweifelsfall von 3 Personen getroffen werden.
EN 438-3: Klassifizierung und Spezifikationen für HPL vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
Mit diesem Teil werden die meisthergestellten HPL-Typen – Standard, Postforming (nachformbar), Schwerentflammbar – spezifiziert.
EN 438-4: Klassifizierung und Spezifikationen für HPL-Compact mit einer Dicke von 2 mm und grösser
Mit diesem Teil werden die meisthergestellten HPL Compact-Typen – Compact, Compact schwerentflammbar – spezifiziert.
EN 438-5: Klassifizierung und Spezifikationen von HPL für Fussböden mit einer Dicke kleiner als 2 mm
Fussböden bzw. Materialien für Fussböden sind nicht Bestandteil des Kompendiums. Die Anforderungen an Fussboden sind anders geartet. Hersteller von Fussböden bieten meist verschiedene Materialien in unterschiedlichen Qualitätsstufen an. Weiteres ist bei EPLF (Verband der Europäischen Laminatfussbodenhersteller e.V.) zu finden.
EN 438-6: Klassifizierung und Spezifikationen von HPL-Compact für die Anwendung im Freien mit einer Dicke von 2 mm und größer
Bei der Spezifikation für HPL zur Anwendung im Freien wird der Fokus weniger auf Eigenschaften wie Härte, Abriebfestigkeit oder Fleckenunempfindlichkeit gelegt. Vielmehr rücken hier Beständigkeit gegen Bewitterung wie z. B. Temperaturwechselbeständigkeit und UV-Beständigkeit in den Vordergrund.
EN 438-7: Compactplatten und HPL-Mehrschicht-Verbundplatten für Wand- und Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
Dieser Teil der Norm beschreibt die Anforderungen und andere Vorgaben, die durch EU-Richtlinien wie z. B. die Bauprodukteverordnung (2024/3110) bestehen. Dies beinhaltet die Vorgaben zur Konformitätsbewertung und werkseigener Produktionskontrolle (WPK) sowie zur CE Kennzeichnung.
EN 438-8: Klassifizierung und Spezifikationen für Design HPL
Design HPL nach dieser Norm können aus Oberflächen aus Papier mit Perlglanzeffekt, aus einer Metallschicht oder aus Echtholzfurnier mit einer Schutzschicht aus Melaminharz bestehen. Damit lassen sich HPL zum Kleben auf ein Trägermaterial oder Compact herstellen, die auch die erhöhten Anforderungen an den Brandschutz erfüllen können. Je nach Ausführung sind die Anforderungen an bestimmte Eigenschaften (z. B. Stossfestigkeit bei Metalloberflächen) geringer als diejenigen von Standard HPL und Compact.
EN 438-9: Klassifizierung und Spezifikationen für HPL mit alternativem Kernaufbau
Es ist auch möglich HPL mit farbigen Kernschichten herzustellen. Dies gelingt indem anstelle von phenolharzimprägnierten melaminharzimprägnierte Kernpapiere verwendet werden. Allerdings weist Melaminharz andere Eigenschaften als Phenolharz auf, u. a. erhöhte Sprödigkeit, was zu erhöhter Spannungsrissanfälligkeit führt. Für dekorative und technische (Dampfsperren, Magnethaftung) Zwecke können Metalllagen im Kern von HPL enthalten sein.